Die Fachgewerkschaft für die Beschäftigten der Post, Postbank, Telekom und Call-Center

„Startklar“ – ein Projekt mit offenen Fragen!

In den stationären Abteilungen Brief (Abt. 31) wurde im Jahr 2023 das Projekt der A/B-Sortierung umgesetzt.

Besonders im Bereich der Großbriefsortieranlagen (GSA) stellte das Projekt die Beschäftigten vor große Herausforderungen, da die Zeitfenster und die Maschinen hierfür nicht ausgelegt waren. Noch sind nicht alle Hürden überwunden, da kommt erneut eine Änderung auf die Beschäftigten zu.

Im Zuge der Strategie 2030 – bis dahin sollen durch mehrere Maßnahmen im Bereich der Zustellung bis zu 30 Prozent an Personalkosten eingespart werden – wurde nun das Projekt „Startklar“ (umgangssprachlich bei den Postlern auch „gepackte Tasche“ genannt) in einigen Niederlassungen gestartet. Es soll bis 2026 sukzessive umgesetzt werden. Damit soll die Sortiertiefe auch an den GSA weiter gesteigert und bis hin zur Gangfolge ausgeweitet werden. Dadurch werden die Verteilleistungen in den Zustellstützpunkten minimiert und die längere „reine Zustellung“ ermöglicht. Im Klartext bedeutet das nichts anderes als eine weitere Arbeitsverdichtung im Bereich der Zustellung! Die Erwartungen an die stationären Abteilungen Brief der Niederlassungen hinsichtlich der Umsetzung der Gangfolgesortierung sind jetzt schon klar definiert.

Zustellbeginn wird künftig später erfolgen
Soweit die Theorie! Ob das Projekt „Startklar“ in der Praxis gut funktioniert, muss sich erst noch herausstellen. Bereits heute erfolgt die A/B-Sortierung an den GSA nicht immer zuverlässig. Derzeit werden Großbriefe auf Zustellbezirke direkt oder negativ für die A/B-Sortierung ausgeschieden. Die Gangfolgesortierung stellt dann eine dritte Ausscheidung von Sendungen dar. Diese geplante Erhöhung der Sortiertiefe setzt jedoch ein längeres Zeitfenster zur Sendungsbearbeitung voraus. Somit wird ein späterer Verteilschluss im Briefzentrum unweigerlich eine spätere Abfahrtszeit der Nachläufe, also dem Transport der Sendungen vom Briefzentrum in die Zustellstützpunkte, und einen späteren Zustellbeginn mit sich bringen.

Natürlich befürwortet die DPVKOM eine Sicherung der Arbeitsplätze in der stationären Bearbeitung durch die Ausweitung der Sortiergänge und die Besetzung der Anlagen mit ausreichend Personal. Unsere Fachgewerkschaft sieht aber auch die Risiken dieses Verfahrens. Gleichzeitig eine stabile A/B-Sortierung und die Gangfolgesortierung durchzuführen, wird die Abläufe an den Maschinen verkomplizieren. Hier sollten die Beschäftigten aus der stationären Bearbeitung mitgenommen, für die neuen Arbeitsprozesse und Software befähigt und mit erhöhten Wochenarbeitszeiten bedacht werden. Eine Bearbeitung der Briefsendungen in den vorhandenen Zeitfenstern ist wünschenswert, aber auch notwendig, damit die geschilderten negativen Auswirkungen auf die Zustellung ausbleiben.