Die Fachgewerkschaft für die Beschäftigten der Post, Postbank, Telekom und Call-Center

Magenta Office verändert das Arbeiten

Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeitswelt bei der Deutschen Telekom gravierend verändert. In dieser Zeit ist es dem Unternehmen gelungen, in kürzester Zeit über 80.000 Arbeitsplätze aus stationären Büros in das häusliche Umfeld der Mitarbeiter zu verlagern.

Damit war auf Grundlage des Tarifvertrages alternierende Teleheimarbeit, in dem auch Mobile Work geregelt ist, quasi von heute auf morgen Homeoffice möglich. Nach dem Abklingen der Pandemie versuchte die Telekom, die Mitarbeiter mit Events und Incentives, wie zum Beispiel Teammeetings, Gesundheitstagen und kleinen Festen, wieder zurück in die Büros zu locken. Allerdings war festzustellen, dass die Zeit nicht mehr zurückzudrehen ist. Die Beschäftigten hatten sich in den letzten 2,5 Jahren daran gewöhnt, von zu Hause aus zu arbeiten. Für viele war es einfacher und auch kostengünstiger, in Ruhe zu Hause zu arbeiten und sich die kilometerweite Anreise zum Standort zu sparen.

Anfang Oktober hat nun der Telekom-Vorstand die Führungskräfte in einem Brief aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter wieder verstärkt in die Büros kommen. Dem Unternehmen zufolge sind die Mitarbeitenden durchschnittlich nur an 1,5 Tagen in der Woche im Büro anwesend. Die DPVKOM kann diese Statistik nicht nachvollziehen.

Die DPVKOM ist der Meinung, dass es einen gesunden Mix aus Arbeit von zu Hause aus und im Büro geben muss. Es muss einen Sinn ergeben, an den Standort zu fahren, um dort zu arbeiten. Die vom Unternehmen für die Rückkehrpflicht genannten Gründe (Förderung der Unternehmenskultur!) spielen für uns als Gewerkschaft und sicherlich auch für die Beschäftigten eine untergeordnete Rolle. Denn oft sind die Teams auf mehrere Standorte in Deutschland verteilt. Auch mit dem neuen Magenta Office ist nicht sichergestellt, dass Mitarbeitende sich mit Kollegen desselben Teams auf derselben Fläche einbuchen können.

Magenta Office ändert vieles, aber nicht alles

Mitte Oktober hat der Konzernbetriebsrat nun eine Konzernbetriebsvereinbarung zur Ergänzung und Weiterentwicklung flexibler, hybrider Arbeitsmodelle und Flächenkonzepte (KBV „MagentaOffice“) unterschrieben. Diese legt neue Regelungen für die Büroarbeit an Standorten mit über 100 Arbeitsplätzen fest. Wesentliche Neuerung ist, dass sich nun grundsätzlich alle Mitarbeiter der Telekom – unabhängig davon, in welchem Unternehmen, Betrieb oder Standort sie arbeiten – an allen 125 Standorten dieser Größenordnung in Deutschland einen Arbeitsplatz buchen können.

Damit wird die Zuständigkeit für die Büroflächen von den örtlichen Betriebsräten überwiegend auf den Konzernbetriebsrat verlagert, der nun die Mitbestimmung übernimmt. Auf den neuen Flächen gibt es überwiegend Shared Spaces, die - wie oben erwähnt - allen Mitarbeitern zur Verfügung stehen. Daneben wird es sogenannte funktionale Shared Spaces geben, die entsprechend der Tätigkeit mit speziellen Arbeitsmitteln ausgestattet sind. Diese können von allen Mitarbeitern gebucht werden, die diese besondere Ausstattung benötigen. Die Ausstattung wird durch die örtlichen Betriebsräte mitbestimmt. Die Arbeitsplätze sind einheitlich mit zwei Bildschirmen und höhenverstellbaren Schreibtischen ausgestattet. Darüber hinaus gibt es dann noch die verhältnismäßig kleinen sogenannten Ankerflächen, die dem jeweiligen Betrieb exklusiv zur Verfügung stehen. Hier werden sich die Unternehmens- beziehungsweise Betriebsleitung und die Sekretariate wiederfinden. Diese Bereiche unterliegen weiterhin der Mitbestimmung der örtlichen Betriebsräte. Mitarbeiter dieses Betriebes können dann in der Nähe der Ankerfläche buchen, wenn sie die Nähe zum Betrieb brauchen. Auf den daneben noch vorhandenen Spezialflächen sollen sich Mitarbeiter mit besonderen Anforderungen an die Arbeitsplätze exklusiv einbuchen können. Infrage kommen hier Beschäftigte mit besonderen Geheimhaltungspflichten und auch Betriebsräte.

DPVKOM begrüßt Flexibilisierung der Büroarbeit

Die DPVKOM begrüßt es, dass durch Magenta Office eine gewisse Flexibilisierung der Büroarbeit erfolgt. Dies fordert unsere Fachgewerkschaft schon seit Längerem. Besonders begrüßen wir die in der KBV ermöglichte Öffnung von weiteren Standorten für das wohnortnahe Arbeiten. Ob diese Arbeitstage dann als Präsenztage gewertet werden, muss noch geklärt werden. Sollte dies nicht der Fall sein, nutzt es weder den Mitarbeitern noch der Kultur in der Telekom. Positiv ist auch die neue Möglichkeit, bis zu 20 Tage im europäischen Ausland arbeiten zu können. Diese Tage müssen allerdings auch am Stück genommen werden können. Lösungen für nur einzelne Tage widersprechen dem Gedanken von „Workation“, bei der Urlaub mit Arbeit kombiniert werden kann.

Kritisch sehen wir allerdings den Wegfall der Mitbestimmung der örtlichen Betriebsräte und die Verlagerung zum weit entfernten Konzernbetriebsrat für die Shared Spaces. Dort wird zwar ein eigenständiger Ausschuss eingerichtet, der durch örtlichen Sachverstand unterstützt werden soll. Es ist jedoch zu befürchten, dass damit berechtigte Klagen der Beschäftigten in Bezug auf die Arbeitsflächen länger in der Bearbeitung dauern und nicht immer bedarfsgerecht gelöst werden.

Karlheinz Vernet Kosik