Die Fachgewerkschaft für die Beschäftigten der Post, Postbank, Telekom und Call-Center

Interview mit den Spitzenkandidaten Frank Theobald und Andreas Kögler

Eine kritische und frische Opposition im Aufsichtsrat ist enorm wichtig!

  • Frank Theobald, freigestellter Betriebsrat der Niederlassung Betrieb Saarbrücken, ist unser Spitzenkandidat auf der Arbeitnehmerliste.
  • Auf Platz 1 der Gewerkschaftsliste kandidiert der stellvertretende DPVKOM-Bundesvorsitzende Andreas Kögler.

In der Woche vom 30. Januar bis 3. Februar finden in den Betrieben der Deutschen Post die Delegiertenwahlen im Vorfeld der Aufsichtsratswahl 2023 statt. Zu diesen Delegiertenwahlen tritt unsere Fachgewerkschaft DPVKOM in nahezu allen Niederlassungen Betrieb der Deutschen Post und in einigen zentralen Betrieben mit eigenen Wahlvorschlagslisten unter dem Kennwort „DPVKOM – #FuerDichDa“ an.

Darauf kandidieren insgesamt knapp 500 Kolleginnen und Kollegen unserer Fachgewerkschaft, die allesamt das folgende Ziel vereint: mit möglichst vielen Delegierten zur Delegiertenversammlung im März dieses Jahres nach Berlin zu fahren, um dort die Kandidaten der DPVKOM in den Aufsichtsrat der Deutschen Post zu wählen.

In der kommenden Ausgabe des DPVKOM Magazins erscheint hierzu ein Interview mit den Spitzenkandidaten Frank Theobald (Arbeitnehmerliste) und Andreas Kögler (Gewerkschaftsliste), das nachfolgend schon einmal zu lesen ist: 

DPVKOM Magazin: Frank, du bist unser Spitzenkandidat auf der Arbeitnehmerliste für den Aufsichtsrat der Deutschen Post AG. Stell dich unseren Mitgliedern und den Beschäftigten der Deutschen Post doch einmal kurz vor. Seit wann arbeitest du im Unternehmen und welche Tätigkeiten hast du bislang ausgeübt?

Frank Theobald: Das mache ich gerne: Ich bin Jahrgang 1970, verheiratet und Vater zweier Teenager. Meine Tätigkeit bei der Deutschen Post AG begann im Oktober 2012 in der Paketzustellung in der Niederlassung Betrieb Saarbrücken. Von April 2015 bis zur Rückführung im Jahr 2019 war ich dann bei der DHL Delivery Saarbrücken GmbH tätig, unter anderem als Depotleiter. Außerdem war ich zu der Zeit Sprecher des Wirtschaftsausschusses. Seit 2020 bin ich nun freigestellter Betriebsrat in der Niederlassung Betrieb Saarbrücken.

DPVKOM Magazin: Welche Eigenschaften und Kenntnisse bringst du mit, um die Interessen der Beschäftigten im Aufsichtsrat bestmöglich vertreten zu können?

Frank Theobald: Ich bin neugierig, lerne gerne Neues und vor allem bin ich ein Fan von Demokratie. Und in einer Demokratie geht nichts ohne Opposition! Alleinherrschafts- und Alleinvertretungsansprüche müssen irgendwann beendet werden – sonst schadet es allen,vor allem dann, wenn Mitbestimmung im Unternehmen unter der gemütlichen Kuscheldecke „ausgehandelt“ wird! Unsere Kolleginnen und Kollegen haben zu Recht den Anspruch auf eine kritische und frische Opposition im Aufsichtsrat!

DPVKOM Magazin: Andreas, du warst vor fünf Jahren unser Spitzenkandidat für den Aufsichtsrat und bist sehr knapp an einem Sitz in diesem Mitbestimmungsgremium vorbeigeschrammt. Diesmal bist du Spitzenkandidat auf unserer Gewerkschaftsliste. Wie schätzt du die Wahlchancen ein? Können wir es diesmal schaffen, in den Aufsichtsrat einzuziehen?

Andreas Kögler: Ich gehe fest davon aus. Die Notwendigkeit einer Opposition in diesem wichtigen Gremium dürfte von den Beschäftigten des Unternehmens mittlerweile erkannt worden sein.

DPVKOM Magazin: Warum ist ein Aufsichtsratsmandat für die DPVKOM aus deiner Sicht so wichtig?

Andreas Kögler: Der Arbeitgeber muss sich unsere Positionen anhören, wenn wir uns im Aufsichtsrat äußern können. Eine konstruktive Mitarbeit in diesem Gremium ist eine Chance auf mehr Mitbestimmung im gesamten Unternehmen. Das kommt dann auch den Beschäftigten zugute.

DPVKOM Magazin: Wir greifen im Wahlkampf diesmal ein Thema auf, das vielen Beschäftigten unter den Nägeln brennt und von diesen auch immer wieder kritisch gesehen wird, nämlich die Nähe zwischen unserem gewerkschaftlichen Wettbewerber und der Arbeitgeberseite. Welche negativen Folgen hat die Kungelei zwischen Arbeitgeber und der anderen Gewerkschaftfür die Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen? Könnt ihr konkrete Beispiele hierfür nennen?

Frank Theobald: Nach meinen Erfahrungen sind viele Entscheidungen teilweise vor vielen Monaten und Jahren im Aufsichtsrat diskutiert und mitbestimmt worden, von denen sich der gewerkschaftliche Mitbewerber heute nur allzu gerne distanziert. Als Beispiele seien hier die Gründung der DHL-Delivery-Gesellschaften, die Befristungspraxis, der Tarifvertrag 2019 mit allen negativen Folgen für die „Neuen“ und aktuell die Gründung der Transport-GmbHs genannt. Eine wenig demokratische Entscheidungsfindung schadet aber gerade den Beschäftigten im Unternehmen.

Andreas Kögler: Die Nähe der beiden Seiten führt dazu, dass bestimmte Probleme im Unternehmen nicht mehr klar benannt, sondern eher verschleiert werden. Als Beispiel seien hier die schlechte Personalsituation und die völlig verfehlte Personalpolitik der Deutschen Post genannt. Während wir als DPVKOM Klartext reden und den Finger in die Wunde legen, äußert der gewerkschaftliche Mitbewerber nur leise Kritik – wenn überhaupt!

DPVKOM Magazin: Wir setzen im Wahlkampf eine Karikatur ein, die ein wenig provozierend ist, gleichzeitig aber auch plakativ darstellt, was sich im Aufsichtsrat ändern muss. Welche Resonanz habt ihr bislang auf diese Grafik bekommen?

Andreas Kögler: Beschäftigte erkennen die Zusammenhänge und erwarten eine bessere Vertretung ihrer Interessen im Aufsichtsrat. Für unsere klare Positionierung gibt es viel Zustimmung.

Frank Theobald: Ja, die Karikatur! Die kommt sehr gut an und bestätigt das Empfinden vieler Kolleginnen und Kollegen, dass sie alle genau unter der dargestellten Situation zu „leiden“ haben. Ausgeklügelte Alibiverhandlungen – wie man sie in der jetzigen Tarif-„Auseinandersetzung“ vermutet – können nicht im Interesse der hart arbeitenden Kolleginnen und Kollegen sein! Und gemeinsames „Marketing-Sprech“ von Unternehmen und der Haus- und Hofgewerkschaft nach innen und außen hilft keinem im Unternehmen so richtig!

DPVKOM Magazin: Andreas, du bist ein erfahrener Gewerkschafter und auch Wahlkämpfer. Welche Tipps kannst du Frank und den anderen Kandidierenden unserer DPVKOM für die heiße Wahlkampfphase bis zu den Delegiertenwahlen Ende Januar / Anfang Februar geben?

Andreas Kögler: Alle Kandidatinnen und Kandidaten müssen jede Gelegenheit nutzen, die Probleme der Beschäftigten anzusprechen und die Lösungsvorschläge unserer DPVKOM darzustellen. Dann führt kein Weg an uns vorbei!

DPVKOM Magazin: Frank, worauf legst du im Wahlkampf Wert und gibt es Dinge, die dich ermutigen, dass unser Wahlkampf erfolgreich sein wird?

Frank Theobald: Ich lege großen Wert auf ehrliche Aussagen und scheue mich nicht, immer wieder konstruktiv auf Missstände und Fehlentwicklungen hinzuweisen und auf Abhilfe zu beharren! Ich vertraue voll auf die „Schwarmintelligenz“ der vielen Postbeschäftigten und die gemeinsame Einsicht, positiven, demokratischen Veränderungen – unabhängig von Gewerkschaftszugehörigkeiten – den Weg zu bereiten. Jetzt ist die Zeit dafür gekommen!

DPVKOM Magazin: Die eigentliche Wahl der Aufsichtsratsmitglieder auf der Arbeitnehmerbank findet ja erst bei der Delegiertenversammlung am 23. März in Berlin statt. Warum sind die Delegiertenwahlen im Vorfeld noch wichtiger?

Frank Theobald: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Möglichkeit und das Recht, genau die Menschen vor Ort, die sie als starke Stimmen ihres Vertrauens betrachten, als Delegierte nach Berlin zu entsenden! Von diesen dürfen sie erwarten, dass sie für Demokratie,
Gleichbehandlung, Fairness und echte Opposition einstehen! Und das bedeutet: Wählt die Liste „DPVKOM – #FuerDichDa“! Nur mit Delegierten unserer Liste kann das Ziel erreicht werden!

DPVKOM Magazin: Zum Abschluss des Interviews noch eine Bitte: Vervollständigt bitte den folgenden Satz: Wenn die DPVKOM am 23. März den Einzug in den Aufsichtsrat der Deutschen Post schafft …

Andreas Kögler: … dann bin ich stolz auf alle, die uns gewählt haben!

Frank Theobald: … dann dürfen wir uns alle über etwas mehr Demokratie im Unternehmen freuen!

Wahlplakat Frank Theobald
Wahlplakat Andreas Kögler