Laut Medienberichten hat sich die Ampel-Koalition Anfang der Woche auf einen Kompromiss hinsichtlich der Novellierung des Postgesetzes geeinigt. Aus Sicht der Fachgewerkschaft DPVKOM besteht jedoch immer noch erheblicher Nachbesserungsbedarf, vor allem hinsichtlich des Arbeitsschutzes für die Beschäftigten. Die Position der DPVKOM wurde von der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) aufgegriffen.
So berichtet FAZ.net über die Kritik der DPVKOM an der in der Koalition getroffenen Vereinbarung, dass Pakete ab 20 Kilogramm Gewicht nur dann von zwei Beschäftigten zugestellt werden sollen, wenn kein technisches Hilfsmittel vorhanden ist. Steht dieses Hilfsmittel zur Verfügung, soll die Ein-Personen-Zustellung weiterhin zulässig sein. „Viele Zustellerinnen und Zusteller ächzen unter den hohen Paketgewichten von bis zu 31,5 Kilogramm. Die Zustellung von schweren Paketen macht sie auf Dauer krank. Wir fordern, dass Pakete über 20 Kilogramm generell durch zwei Personen zugestellt werden. Das wäre ein wirksamer Schritt für mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz und muss selbstverständlich dann auch für alle Paketdienste gelten“, so die DPVKOM-Bundesvorsitzende Christina Dahlhaus.
Ferner kritisiert die DPVKOM, dass es zu keinem Verbot zu Sub-Subunternehmen in der Paketbranche kommt. Damit wird dem Lohn- und Sozialdumping in der Paketbranche weiterhin Vorschub geleistet. Dahlhaus weiter: „Ob die von der Ampel-Koalition angekündigten scharfen Kontrollen umgesetzt werden können, wage ich nicht zuletzt aufgrund des Personalmangels bei den Kontrollbehörden zu bezweifeln!“.
Die ebenfalls vorgesehene Verlängerung der Brieflaufzeiten wird zu keiner Entlastung der Beschäftigten führen. Die Vorgabe, dass 80 Prozent der Briefe erst am dritten Tag nach dem Einwurf zugestellt werden müssen, ändert nichts an der Menge der Briefsendungen und der damit verbundenen Arbeitsbelastung. Diese Vorgabe verschleiert nur das eigentliche Problem: Die Deutsche Post hat viel zu wenig Personal. Durch geänderte Brieflaufzeiten soll die Briefzustellung noch weiter flexibilisiert und die Sendungsmengen noch besser gesteuert werden. Das führt aus Sicht der DPVKOM zu einer weiteren Arbeitsverdichtung.
Artikel: "Wenn der Postmann später klingelt" (FAZ.net vom 11. Juni 2024)