Die Flexibilisierung der Zustellung – so lautet ein Ziel der Deutschen Post für das Jahr 2022. So sehen die Pläne des Unternehmens unter anderem vor, mithilfe eines sogenannten Tools (Flexi-Tool 33) jederzeit Sendungsmengen zwischen den Zustellbezirken verschieben zu können.
Diese Maßnahmen sollen dann ohne Absprachen mit dem Zusteller und ohne Veränderung der Dienstplanzeiten erfolgen. Ziel ist eine taggleiche Schneidung auf der Grundlage von Prognosen. Die neuen Prognosen sollen weniger Touren in „schwachen Wochen“ und eine kurzfristige Schneidung in IBIS/GO berücksichtigen. Diese Planung der zu besetzenden Zustelltouren je Kalenderwoche und des Personalbestandes auf der Basis von Prognosen soll dann im Nachhinein abgeglichen werden. Aus Sicht der DPVKOM ist eine Planung mit Prognosen und beginnend mit Minusprognosen – so geht der Arbeitgeber erst einmal von einem Rückgang der Sendungsmengen bei Briefen und Paketen aus – im Zeitalter der modernen realen Verkehrsmengenermittlung sehr zweifelhaft und erinnert mehr in das Schauen in eine Glaskugel auf dem Jahrmarkt!
Neues Zustellkonzept schon länger in Planung
Das neue Zustellkonzept des Unternehmens ist schon länger in Planung. Bereits im Herbst vergangenen Jahres wurden die ersten Vorbereitungen hierzu getroffen. Nach der Einführung der Montagszustellung und der saisonalen Zustellmuster (Perlenkette) arbeiteten die Verantwortlichen im Posttower mit Akribie an der Thematik Ist-Zeit für alle Mitarbeiter. Diese „Puzzleteile“ waren Voraussetzungen für das jetzt entwickelte Flexi-Tool. Und offenbar kann unser gewerkschaftlicher Mitbewerber beziehungsweise können dessen Betriebsräte mit diesem neuen Konzept auch ganz gut leben. So wurden hierzu bereits Vereinbarungen auf betrieblicher Ebene getroffen, die dieses Zustellkonzept beinhalten und in die betriebliche Praxis einführen.
Die DPVKOM lehnt dieses neue Zustellkonzept hingegen rigoros ab. Abgesehen davon, dass die Deutsche Post ihre Zusteller offenbar als zu unflexibel betrachtet – und dies in einer Arbeitgeberunterlage auch noch durch eine Grafik eines Zustellers mit Scheuklappen (!) dokumentiert, was eine Respektlosigkeit sondergleichen darstellt, – befürchtet unsere Gewerkschaft weitreichende negative Folgen für die Beschäftigten in der Zustellung. Die Umsetzung dieses Konzeptes wird nicht nur das Stammzustellerprinzip vollends abschaffen, sondern auch zu einem Wegfall von Zeitzuschlägen führen, wie zum Beispiel den personengebundenen Zeitzuschlägen (pgZ). Dabei kennen Stammzusteller ihren Zustellbezirk wie kein anderer. Sie sind beliebt bei den Kunden und wissen, worauf es ankommt. Sie bilden neue Zusteller aus oder weisen sie in den Bezirk ein. Das alles darf nicht der Flexibilisierung zum Opfer fallen.
Sehr geehrte Damen und Herren im Posttower, nehmen Sie endlich zur Kenntnis, dass wir jeden Tag nicht besetzte Zustelltouren, Zustellabbrüche und Aufteilungen haben. Wenn die Zustellerinnen und Zusteller nicht so flexibel wären, würde in manchen Niederlassungen das Licht ausgehen. Das ist die betriebliche Wahrheit! Zur Wahrheit zählt aber auch, dass nicht alle Kolleginnen und Kollegen gleich sind, nicht alle 28 Jahre alt, nicht alle gesund und auch nicht alle gleich groß sind. Auch das muss ein Arbeitgeber wissen und berücksichtigen. Ein komplett flexibler Zusteller im Sinne des Towers ist damit eine utopische Vorstellung.
DPVKOM fordert Entfristung aller ausgebildeten Zusteller
Nach Auffassung der DPVKOM sollte die Deutsche Post vielmehr folgende Lösungsvorschläge in Betracht ziehen, um die angespannte Situation in der Zustellung zu beseitigen:
Außerdem fordern wir:
Dafür werden sich die DPVKOM und ihre Betriebsräte einsetzen, und zwar nicht nur vor den Betriebsratswahlen, sondern auch danach. Dessen ungeachtet sind die betrieblichen Interessenvertreter jetzt gefordert, mit vernünftigen Betriebsvereinbarungen für die Arbeitszeit die Zustellerinnen und Zusteller vor Überlastung zu schützen. Diesen Prozess wird die DPVKOM gerne begleiten und unterstützen.