Dass die Zustellerinnen und Zusteller der Deutschen Post unter krank machenden Arbeitsbedingungen leiden, ist keine neue Erkenntnis. Als Stichpunkte seien hier nur A/B-Zustellung, Flexibilisierung der Zustellung und Ausweitung der Verbundzustellung genannt.
Das alles hat dazu geführt, dass viele Beschäftigte nicht nur körperlich und psychisch überlastet sind und krank werden, sondern auch demotiviert das Unternehmen verlassen – und das mitunter nach jahrzehntelanger Tätigkeit für den „gelben“ Riesen.
Und der Arbeitgeber? Ihm sind die berechtigten Belange und Forderungen der Beschäftigten nach guten und gesundheitserhaltenden Arbeitsbedingungen offenbar egal. Daran ändern auch die öffentlichen Beteuerungen führender Arbeitgebervertreter nichts, wonach die Mitarbeitenden
wichtig seien. Die Realität im Unternehmen ist eine andere. Immer wieder – und gefühlt immer öfter – kommt das Unternehmen mit Maßnahmen um die Ecke, deren Umsetzung eine weitere Arbeitsverdichtung zur Folge hat. So hat das Unternehmen vor nicht allzu langer Zeit einen Leitfaden veröffentlicht, mit dem die Doppelnutzung von Betriebsmitteln in der Vorbereitung der Zustellung eingeführt und umgesetzt werden soll. Konkret geht es dabei um die Doppelnutzung von Zustellvorbereitungstisch und Paketwagen. Mit der Umsetzung sollen grundsätzlich zwei Zustellbezirke einen Arbeitsplatz für die Vorbereitung Brief und auch Paket nutzen. In der Praxis sollen dann nacheinander die Vorbereitungen erfolgen, was zu einer Verschiebung des Zustellbeginns führt.
Gegenwärtig werden für jeden Zustellbezirk separate Flächenbedarfe für die Vorbereitung der Brief- und Paketsendungen vom Arbeitgeber generiert. Durch die Doppelnutzung von Arbeitsmitteln will die Deutsche Post nun die Flächennutzung optimieren und natürlich auch Immobilien einsparen.
Interessen der Beschäftigten müssen beachtet werden
Die DPVKOM lehnt diese Planungen ab, missachten sie doch (mal wieder) die Interessen der Zustellerinnen und Zusteller. Schließlich führt die Doppelnutzung von Betriebsmitteln dazu, dass die Arbeitsprozesse in der Zustellung drastisch verändert werden und eine weitere Verzögerung des Zustellbeginns bewusst eingeplant wird. Das lehnt die DPVKOM rigoros ab. So ist jetzt schon vorhersehbar, dass dieses Betriebskonzept weitere Unzufriedenheit schürt und die hohe Fluktuation begünstigt, indem sich noch mehr Beschäftigte einen anderen Job suchen. Doch auch das reicht dem Arbeitgeber noch nicht aus. Vor dem Hintergrund einer gewollten, möglichst umfassenden Flexibilisierung in der Zustellung gibt es einen weiteren Leitfaden zur Einführung einer sogenannten Vorbereitungswand in den betrieblichen Alltag. Diese Vorbereitungswand (eine lange Reihe von Zustellspinden) unterstützt die Umsetzung der Flexibilisierung, denn unabhängig davon, ob mehr oder weniger Bezirke im Einsatz sind, lässt sich die Tourengröße über eine Wand transparenter und einfacher abbilden und willkürlich eine Zustelltour schneiden.
Die Vorbereitungswand ist neben vielen anderen Maßnahmen ein elementarer Bestandteil des Programms Zustellnetz der Zukunft. Das Problem ist nur: Dieses Programm ist am grünen Tisch erstellt, ohne die Praxis und die Interessen der Beschäftigten zu berücksichtigen. Und
das kann und darf nicht sein! Die DPVKOM fordert den Arbeitgeber DHL Group zum wiederholten Mal dazu auf, seinen falschen Weg zu überdenken und das wichtigste Gut dieses Unternehmens, die Beschäftigten, bei den Planungen miteinzubeziehen.