„Die zunehmende Arbeitsverdichtung, eine hohe körperliche Belastung durch immer mehr (schwere) Pakete, ständig wechselnde Zustellbezirke und familienunfreundliche Arbeitszeiten – das alles kennzeichnet den Arbeitsalltag von Zustellerinnen und Zustellern der Deutschen Post. Vor diesem Hintergrund darf sich das Unternehmen nicht wundern, wenn es nach wie vor Probleme im Bereich der Zustellung gibt, weil immer mehr Beschäftigte krank werden oder das Unternehmen – mitunter nach jahrzehntelanger Zustelltätigkeit – verlassen. So kann und darf es nicht weitergehen!“ Das sagt Christina Dahlhaus, die Bundesvorsitzende der Fachgewerkschaft DPVKOM, im Vorfeld des Tages des Zustellers am 6. Juni 2024.
Es kommt nicht von ungefähr, dass in den Medien immer wieder über Zustellverzögerungen und eine mangelnde Zustellqualität berichtet wird. Diese Probleme sind hausgemacht! Des Öfteren müssen Zusteller ihre Zustelltour abbrechen, weil die Arbeitsmenge in der in den Dienstplänen festgelegten täglichen Arbeitszeit auf der Basis der 38,5-Stundenwoche nicht bewältigt werden kann. Grundsätzlich sind 10:45 Stunden Arbeitszeit am Tag möglich. Doch selbst diese Höchstarbeitszeitgrenze reicht oftmals nicht aus, um alle Briefe und Pakete zuzustellen. Der ohnehin vorhandene Personalmangel – bei der Post fehlen schätzungsweise mehrere Tausend Zusteller – und der nach wie vor viel zu hohe Krankenstand führen zu einer Mehrarbeit für die vorhandenen Zusteller. Dahlhaus weiter: „Viele Zustellerinnen und Zusteller gehen auf dem Zahnfleisch. Sie leiden unter der körperlichen und auch psychischen Belastung und haben oft keine geregelten Arbeitszeiten mehr, da die Deutsche Post jederzeit Überzeitarbeit anordnen kann. Feste Zeiten für Familie, Freunde und Freizeitaktivitäten gibt es immer seltener.“
Solange diese Arbeitsbedingungen im Unternehmen vorherrschen, werden sich die Menschen hierzulande auf Einschränkungen bei der Zustellung von Brief- und Paketsendungen einstellen müssen. Daran ändert auch die vom Gesetzgeber geplante Verlängerung von Brieflaufzeiten nichts, denn die Arbeitsmenge ist ja nach wie vor vorhanden. Und die von der Deutschen Post forcierte Ausweitung der Verbundzustellung, bei der sowohl Briefe als auch Pakete zugestellt werden müssen, wird die körperliche Belastung der Zusteller noch einmal verstärken. Nicht alle Zustellerinnen und Zusteller, die bislang nur Briefe ausgetragen haben, besitzen die körperlichen Voraussetzungen, um zukünftig auch bis zu 31,5 Kilogramm schwere Pakete in den zehnten oder elften Stock eines Hochhauses transportieren zu können.
„Damit der Bereich der Zustellung nicht vollends zusammenbricht, brauchen wir nicht nur eine wirksame Einstellungsoffensive, planbare Arbeitszeiten mit festen freien Wochenenden, sondern beispielsweise auch eine generelle Zwei-Mann-Zustellung bei Paketen ab einem Gewicht von 20 Kilogramm. Diese gesetzliche Regelung, die natürlich für alle Anbieter von Postdienstleistungen gelten muss, wäre endlich mal ein Schritt in die richtige Richtung“, so Dahlhaus.
Tag des Zustellers
Mit dem Tag des Zustellers am 6. Juni – dem Gründungstag der vor 134 Jahren gegründeten Fachgewerkschaft – will die DPVKOM auf die Arbeitssituation der Zustellerinnen und Zusteller der Deutschen Post aufmerksam machen. Gleichzeitig soll den Beschäftigten an diesem Tag die Wertschätzung zuteilwerden, die viele von ihrem Arbeitgeber oft vermissen.