„Bei der Deutschen Post fehlen nach wie vor mehrere Tausend Zustellerinnen und Zusteller. Wenn das Unternehmen es nicht schafft, den Personalmangel in den kommenden Wochen und Monaten zu beheben, werden sich die Menschen hierzulande auf weitere Einschränkungen bei der Zustellung von Brief- und Paketsendungen, insbesondere auch schon im Hinblick auf die Vorweihnachtszeit, einstellen müssen.“ Das sagt die Bundesvorsitzende der Fachgewerkschaft DPVKOM, Christina Dahlhaus, im Vorfeld des Tages des Zustellers am 6. Juni 2023.
Neues Personal wird die Deutsche Post nur dann gewinnen, wenn die Arbeitsbedingungen in der Zustellung signifikant verbessert werden. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. So forciert die Deutsche Post die Ausweitung der Verbundzustellung – wohl wissend, dass viele der insgesamt rund 120.000 Zustellerinnen und Zusteller nicht ohne Weiteres von der reinen Paket- oder Briefzustellung in die Verbundzustellung wechseln können. Nicht alle Briefzustellerinnen und Briefzusteller haben die körperlichen Voraussetzungen, um zukünftig auch bis zu 31,5 Kilogramm schwere Pakete in den zehnten oder elften Stock eines Hochhauses transportieren zu können. Dahlhaus weiter: „Die geplante flächendeckende Einführung der Verbundzustellung wird zu einer weiteren körperlichen, aber auch psychischen Belastung der Zusteller führen. Noch immer verlassen Beschäftigte das Unternehmen, weil sie unter gegenwärtigen Arbeitsbedingungen nicht mehr arbeiten können und wollen. Für die verbleibenden Beschäftigten bedeutet das noch mehr Arbeit und noch mehr Stress.“
Aus Sicht der Fachgewerkschaft ist es der falsche Weg, nur noch auf jüngere, fitte und maximal flexible Zusteller mit ständig wechselnden Arbeitsorten zu setzen. Insbesondere ältere Kolleginnen und Kollegen, die schon jahrzehntelang in der Zustellung tätig sind und ihren Bezirk in- und auswendig kennen, sind aufgrund ihres Wissens unersetzlich. „Der Deutschen Post würde es auch gut zu Gesicht stehen, diese Mitarbeitenden wertschätzend zu behandeln und sie nicht aus dem Unternehmen herauszudrängen“, so Dahlhaus.
Die ohnehin schon dünne Personaldecke und der nach wie vor viel zu hohe Krankenstand führen dazu, dass die Zustellqualität abnimmt. Vor diesem Hintergrund fordert die Fachgewerkschaft DPVKOM die Deutsche Post erneut zu einer Einstellungsoffensive auf. Außerdem spricht sich die DPVKOM dafür aus, zwei Personen bei Zustelltouren mit Paketen ab einem Gewicht von 20 Kilogramm einzusetzen, um die körperlichen Belastungen zu reduzieren. Dahlhaus: „Das wäre endlich mal ein Schritt in die richtige Richtung!“
Tag des Zustellers
Mit dem Tag des Zustellers am 6. Juni – dem Gründungstag der vor 133 Jahren gegründeten Fachgewerkschaft – will die DPVKOM auf die Arbeitssituation der Zustellerinnen und Zusteller der Deutschen Post aufmerksam machen. Gleichzeitig soll den Beschäftigten an diesem Tag die Wertschätzung zuteilwerden, die viele von ihrem Arbeitgeber oft vermissen.