dbb dbb Jahrestagung 2021 Der öffentliche Dienst braucht mehr Autonomie in der Krise „Innovationsfähigkeit, Selbstorganisation und Autonomie der Verwaltung müssen gestärkt werden. Deutschland braucht einen Pakt für Krisenresilienz!“ Mit dieser Forde- rung hat der Bundesvorsitzende des dbb Ulrich Silber- bach am 11. Januar 2021 die 62. dbb Jahrestagung eröff- net. Pandemiebedingt fand der traditionelle Jahres- auftakt des Beamtenbunds unter dem Motto „Nach der Krise ist vor der Krise – Staat neu denken“ erstmalig in digitaler Form interaktiv von Berlin aus statt. Die in der Pandemiebewältigung gemachten Erfahrungen hätten gezeigt, dass nicht teure externe Berater die wahren Innovatoren der öffentlichen Verwaltung seien, ⁄ HOMEOFFICE JA, RECHTSANSPRUCH NEIN Bei der dbb Jahrestagung am 11. Januar 2021 in Berlin diskutierten der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, der Hauptge- schäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes DStGB, Gerd Landsberg, und der Bundesvorsitzende des dbb, Ulrich Silberbach, auch über das Thema Homeoffice. Ihr Konsens bei allen Kontroversen: Einen Rechtsanspruch auf Homeoffice sollte es nicht geben. Einen Rechtsanspruch auf Homeoffice lehnte nicht nur Kampeter als nicht praxisgemäß ab. Die Politik müsse nichts regeln, was in den Betrieben bereits gut funktioniere. „Die Arbeit im Homeoffice soll ausgeweitet werden, wenn der Arbeitsplatz und die Tätigkeit dies ermöglichen. Aber wir brauchen keinen Rechtsanspruch auf Homeoffice“, bekräftigte dbb Chef Silberbach und auch Gerd Landsberg bezweifelte eine entsprechende Notwendigkeit: „Wir sind mit weniger Regeln besser aufgehoben als mit mehr Regeln.“ Maik Brandenburger / dbb n a b r U o c r a M : o t o F Der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach eröffnete die Jahrestagung, die erstmalig in digitaler Form und interaktiv stattfand. sondern die Beschäftigten, die vor Ort mit großem Enga- gement und fachlicher Expertise für stetige Weiterent- wicklung sorgten. Deutschland brauche einen Pakt für Krisenresilienz, „damit unsere Kolleginnen und Kollegen auf zukünftige Krisen besser vorbereitet sind und der Staat nicht an Glaubwürdigkeit gegenüber Bürgerinnen und Bürgern verliert“, so der dbb Chef. Ein Staatsdienst, der schon im Normalzustand bei Ausstattung und Perso- nal auf Kante genäht sei, werde in der Krise an den Rand der Funktionsfähigkeit geführt. So müsse das konkrete Notfallmanagement regelmäßiger trainiert werden. „Ein Probealarm, der wie im vergangenen Herbst ins Leere läuft, ist kein guter Befund für Krisenvorsorge. Um für künftige Krisen technisch besser gerüstet zu sein, müssen Verwaltungen darüber hinaus über eine leistungsfähige und flächendeckende digitale Infrastruktur verfügen.“ Leider fehle bislang eine schlüssige, zwischen Bund und Ländern koordinierte Digitalstrategie für die Verwaltung: „Wir fordern einen Digitalpakt Verwaltung, der nicht nur auf die Umsetzung bisher kaum vorhandener Online- Dienstleistungen fokussiert ist, sondern der für digitale Souveränität in den Verwaltungen sorgt und die Beschäf- tigten durch konsequente Fort- und Weiterbildung befähigt, die Digitalisierung der Verwaltung zu stem- men“, machte Silberbach klar. Viel zu lange hätten Kompetenzgerangel zwischen den Gebietskörper- schaften und politisches Klein-Klein flächendeckende Innovationen behindert. „Es reicht nicht, den politischen Fokus allein auf die Umsetzung des Onlinezugangsgeset- zes zu legen. Ebenso wichtig ist die Digitalisierung der internen Verfahren und Arbeitsweisen. Außerdem brau- chen wir Investitionen im dreistelligen Milliardenbereich in die IT und das Personal, die Beseitigung der digitalen Kluft zwischen Bund, Ländern und Kommunen sowie Digitalisierungstarifverhandlungen mit allen Gebiets- körperschaften.“ dbb 28 01-2021