Die Fachgewerkschaft für die Beschäftigten der Post, Postbank, Telekom und Call-Center

Erfahrungsbericht eines Zustellers

Stress und Hektik sind oftmals Ursachen für Unfälle mit dem Zustellfahrzeug

Unfälle mit dem Zustellfahrzeug sind bei der Deutschen Post keine Seltenheit. Schließlich prägen Druck und Stress den Alltag der Beschäftigten. In den Stellungnahmen gegenüber der Arbeitgeberin geben die Zustellerinnen und Zusteller dann oftmals an, dass sie die Handbremse nicht richtig angezogen haben oder kein Gang eingelegt war. Das ist auf den ersten Blick grob fahrlässig und führt in der Regel dazu, dass die Deutsche Post Schadensersatz geltend macht.

Dessen Höhe kann bis zu drei Bruttomonatsgehälter ausmachen. Wenn man bei den Arbeitsbedingungen jedoch genauer hinschaut, ist es am Ende verständlich, dass solche Fehler passieren. Das zeigt auch der nachfolgende Erfahrungsbericht eines Zustellers, den wir an dieser Stelle anonymisiert veröffentlichen:

"Ich hatte eine Einarbeitungszeit von nur zwei Tagen für meinen neuen Bezirk. Es handelt sich um einen sehr großen Bezirk mit vielen Sendungen. Viele Kolleginnen und Kollegen meinten, dass zwei Tage Einarbeitungszeit für diesen Bezirk zu wenig sind. Ich vermute, dass die Einarbeitungszeit so kurz war, weil ich die Urlaubsvertretung für einen Kollegen war und meine Vorgesetzten nicht wussten, wie sie die Arbeit aufgrund der personellen Engpässe anders hätten verteilen sollen.

Als ich den ersten Tag allein auf dem Bezirk war, habe ich morgens um 7:30 Uhr angefangen zu arbeiten und erst abends um 19:30 Uhr Feierabend gemacht. Einen Tag später hatte ich einen Unfall mit den Dienstfahrzeug. An dem Unfalltag habe ich bereits morgens um 7:00 Uhr angefangen zu arbeiten, weil ich an diesem Tag wegen der zusätzlichen Werbung mehr zu tun hatte.

Ich bekam immer wieder die Anweisung 'Gib Gas, Du musst schneller werden' zu hören. Dementsprechend stand ich unter starkem Stress. Das Stresslevel war deutlich höher als an anderen Tagen. Außerdem passierte der Unfall in einer Jahreszeit, in der es früh dunkel wird. Das verursachte einen zusätzlichen Zeitdruck, denn ich wollte die Sendungen noch vernünftig zustellen, bevor es dunkel wird.

Der Unfall war zwar mein Fehler, aber Druck und Stress waren der Auslöser dafür. Wenn man als Arbeitgeberin das Stresslevel der Zustellerinnen und Zusteller zu hochschraubt, dann provoziert man Fehler und nimmt solche Unfälle billigend in Kauf. Ich wollte meiner Arbeitgeberin nur helfen und das bestmögliche Ergebnis erzielen. Dann ist es leider zu dem Unfall gekommen, es war keine Absicht. Ich habe diesen Fehler nur vor lauter Hektik gemacht. Außerdem wollte ich meinen Kollegen und Kolleginnen für den nächsten Arbeitstag nicht zu viel Arbeit aufbürden, um am Ende nicht als unkollegial dazustehen. Ich habe wirklich mein Bestes gegeben!"

Nicht nur in diesem Fall gilt: Wohl dem, der DPVKOM-Mitglied ist! Mitglieder unserer Fachgewerkschaft sind im Rahmen der Diensthaftpflichtversicherung vor Schadensersatzforderungen des Arbeitgebers bei Unfällen mit dem Dienstfahrzeug versichert, auch bei grober Fahrlässigkeit! Dieser Schutz ist einzigartig und bereits im Mitgliedsbeitrag enthalten!